Freitag, 12. August 2016

Zwei Meinungen


Manchmal liegt nur eine Tür zwischen zwei sehr unterschiedlichen Meinungen zu arbeitenden Müttern. (Und jeder, besser jede hat eine sehr überzeugende eigene Meinung, was sein soll.)

Ich kam gerade zugegeben etwas frustriert aus der Besprechung mit meinem Chef. Er war enttäuscht, dass ich nicht gleich wieder mit 100% einsteigen wolle.

Aber für meinen ersten Post sollte ich hierfür vielleicht doch erstmal etwas ausholen...

Ich liebe meinen Job! Ernsthaft ich gehe sehr gerne arbeiten, daher legte ich mir recht schnell in der Schwangerschaft einen Plan zurecht. Ich bin nach dem Mutterschutz dann tatsächlich nach 8 Wochen mit 25% wieder eingestiegen und arbeitete zwei Stunden von zu Hause im Home Office. Und ganz ehrlich, mir tat das sehr, sehr gut. Endlich hatte ich wieder etwas Struktur im Tag und hörte neben Baby Themen mal wieder etwas anderes und hatte Kontakt zu meinen Kollegen, die ich doch sehr vermisste.

Anfangs ging das super, mein Kleiner schlief im Tragetuch, während ich am PC saß. Als mein Sohn ein halbes Jahr alt war, blieb mein Mann einen Tag zuhause und ich erhöhte auf 50%. Ein Tag im Büro und 3h die restlichen Tage wie gehabt. Anfangs musste ich im Büro noch Milch Abpumpen, da wir mit der Beikost noch nicht soweit waren und ich das Stillen nicht aufgeben wollte - aber das ist ein anderer Post wert.

Der Tag tat mir gut, nie hatte ich Arbeit als Ausgleich erwartet - doch es hatte etwas erholsames - ich konnte entspannt und in Ruhe Mittagessen, mir einfach so mal einen Kaffee holen... Das Schönste war aber, dass meine Kollegen mich ein bisschen in das Leben zuvor zurückholten. Klar fragten sie kurz, wie es meinem Sohn ging, aber dann war es wie früher - hier hatte sich nichts geändert und dabei hatte ich das Gefühl mein Leben hat sich komplett auf den Kopf gestellt - positiv natürlich, niemals würde ich meinen Sohn wieder hergeben wollen und ich liebe ihn und das Mutter sein. Meinem Mann tat der Tag übrigens ebenfalls gut, die Beziehung zwischen meinen zwei Männern war auf einmal viel selbstverständlicher. Schließlich war ich nicht nur im Zimmer nebenan, um zu helfen. Mein Mann verstand nun auch viel besser, was es hieß den Tag zuhause zu bleiben. Und zugegeben es gibt Tage, da klappt einfach gar nichts. Ab da lernte er auch, dass die Frage "und was hast du so gemacht?" explosiv enden konnte.

Ganz nebenbei erwähnt, ist es nicht üblich, dass der Mann ein wenig zurücksteckt und auch er hat es nicht immer leicht gehabt, das auf der Arbeit zu kommunizieren. Wobei er schnell als der große Held da stand - aber auch dem Thema möchte ich mich unbedingt in einem eigenen Post widmen.

Um den Müttern vorzugreifen, nein ich habe keinen super lieben braven Sohn. Er wollte schnell vorankommen und war entsprechend oft frustiert, was er auch immer lauthals verkündete. Aber ich habe das Glück eine Oma im gleichen Ort zu haben und auf die konnte ich jederzeit zurückgreifen, falls wir mal wieder in einer Phase steckten, er die Mittagsschläfe verkürzte, so dass ich doch zur Arbeit kam und auch ohne Sorge, dass gleich Babygeschrei ertönte, wenn ich telefonieren musste.

Nach einem Jahr gewöhnten wir den Kleinen schließlich in die Kita ein, auch das ist ein eigener Post wert, doch davor gab es eben dieses Gespräch mit meinem Chef, wie ich die Stunden nun das nächste Jahr aufteilen wollte.

Selbstverständlich nutzte mein Chef die Tatsache der Teilzeit als Argument, um mich nun schön zu fordern und gleichzeitig aber gehaltlich auf der Stelle tanzen zu lassen. In Teilzeit wird das schwer, dass ich weiter aufsteige, allein schon den anderen Kollegen gegenüber, bla, bla, bla... Ich bin selbst gegen die Frauenquote, aber so langsam wünschte ich mir doch in einem Konzern zu arbeiten, der dies unterstützt. Gut ich darf nicht meckern, ich habe sehr viele Freiheiten und kann notfalls mal im Home Office arbeiten und meine Zeiten selbst einteilen. Aber ich gab nicht so leicht auf und gab ihm ordentlich Kontra. Letztlich weiß ich zumindest, dass er mich sehr schätzt und wie schon eingangs erwähnt, liebe ich meinen Job so oder so. Weiter vorankommen möchte ich daher aber natürlich trotzdem, mal sehen wie es weiter geht.

Jedenfalls kam ich etwas erschöpft und frustriert aus dem Büro und teilte unserer Sekretärin mit, wie unser Plan nun aussähe. 65% hatte ich mir vorgenommen. Einen Tag hatte ich mir freigehalten, damit der Haushalt nicht ganz in die Knie ging und ich die Option hatte diesen Tag komplett mit meinem Sohn zu verbringen. Die anderen Tage würde ich bis 15 Uhr arbeiten, so sparte ich mir auch gleich den Stau auf dem Heimweg und hatte genug Zeit am Nachmittag noch mit meinem Sohn zu spielen. Denn nichts wäre schlimmer als auf der Autobahn festzustecken, wo ich doch endlich zu meinem Kleinen wollte. Die Sekretärin schaute mich entsetzt an, soviele Stunden - das willst du dir antun? Noch überrumpelt von den Worten meines Chefs und Überlegungen, ob ich nicht doch mehr schaffen konnte, war ich erstmal überrascht. Du musst die Zeit genießen, das kommt nie wieder! Und schon meldete sich mein schlechtes Gewissen.

Zum Glück kannte ich das schon, denn sie war ja nicht die erste. Wie oft musste ich mir schon anhören, "was mit einem Jahr in die Kita, aber er ist doch noch so klein." Ja er ist noch ganz klein, aber mir fällt die Decke auf den Kopf und in der Kita spielt er mit anderen Kindern. Außerdem verliere ich sonst den Anschluss auf der Arbeit. Durch ein paar Freunde hatte ich schon so viel positives zum Thema Kita gesehen und gehört. Aber dennoch liebe Frauen, die meinen uns gute Ratschläge zu geben, es fällt uns auch nicht leicht und diese Fragerei macht uns unsicher! Ich hatte mir inzwischen schon eine dicke Haut angelegt, aber darunter hinterfragt man sich jedes mal selbst. Diesen Balance Akt zu meistern ist schwer genug und dank euch dürfen wir uns nicht mal darüber beschweren. Denn wenn ich das täte, käme direkt, ja aber er ist ja auch noch so klein und keine Aufmunterungsversuche. Jeder, vor allem aber jede scheint hier eine Meinung zu haben.

Ich finde, dass es jeder persönlich für sich entscheiden muss. Für mich kommt die Vollzeitmutti nicht in Frage, das habe ich schnell gemerkt. Ehrlich gesagt wäre es mir lieber, denn es macht vieles soviel einfacher. Auch Diskussionen mit dem Mann oder der Familie. So ist alles durchgetaktet, damit es funktioniert... Aber meine Entscheidung ist momentan für mich genau richtig. Und anders wäre ich wohl mies gelaunt, was meinem Sohn nun auch wieder nicht gut täte.

Wie die Kitaeingewöhnung lief und wie ich im Büro wieder angekommen bin, berichte ich ein anderes mal. Nur soviel ich bin glücklich, nur Zeit ist etwas sehr rares. Aber die Aufteilung scheint richtig.

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